Geschichte des Bürgerschützenverein 1863 Millingen e.V.    
   
1863 trafen sich Männer der damals noch kleinen Gemeinde Millingen in der "Lehmkull" bei Göllmann und hoben den Verein aus der Taufe.    
       
Dieses Tages wollen wir gedenken und der Männer, die es verstanden haben, mit ihrem Wollen ein Band der Treue und Kameradschaft zu schaffen, was 100 Jahre überdauert hat. Sie sollen uns Vorbild und Mahnung sein und uns helfen, ihr Erbe von Treue und Kameradschaft in unserem Verein darüber hinaus auch zur Bevölkerung und Heimat zu erhalten.    
       
Zunächst war es nur die Freude am Schießen und der Pflege der Gemeinschaft in dem zu jener Zeit noch kein Millingen. Es dachte bei der Gründung wohl niemand daran, dass aus der kleinen Schießgesellschaft nach 4 Jahrzehnten ein Bürgerschützenverein werden würde, mit allem was einen großen Schützenverein auszeichnet. Die ungebundenen Zusammenkünfte, das jährliche Ausschießen eines Königs und feste Kameradschaft, welche diese Männer verband, machten aber bald die Runde von Haus zu Haus und ließen immer mehr Männer sich dem Verein anschließen. Bis zum Jahre 1908 wurde das Königsschießen abgehalten; von da ab entschloss man sich, das Vereinsleben zu intensivieren, und der Schießgesellschaft einen neuen Namen zu geben. Fortan hieß der Verein "Bürgerschützenverein 1863 Millingen-Huck und Bauernschaft".    
         
Die ersten Führer des Vereins waren Herr Theodor Diekmann als Präsident und Herr Wilhelm Drötboom als Kassierer. Als weitere Mitglieder des Vorstandes sind Hermann Hückels, Heinrich Gödecke und Gerhard Tönnes zu nennen. 19 Ehrenmitglieder und 75 Schützen konnten ins Kassiererbuch eingetragen werden. Seit diesem 24. Mai 1908 ist es auch zur Tradition geworden, daß an jedem ersten Sonntag im September zur Millinger Kirmes ein Schützenfest abgehalten werden soll. Am 7. September war es soweit, dass man das erste Schützenfest mit allem dazugehörigen Zeremoniell begehen konnte.    
         
Unter der exakten Führung des 1. Majors Franz Göllmann traten die Schützen an, um den neuen König nach den nunmehr festgelegten Richtlinien zu ermitteln.    
         
Hier muss eingeflochten werden, dass diese Richtlinien von damals auch heute noch Gültigkeit haben und niemand möchte sie ändern. Wie es sich der Bürgerschützenverein auch heute noch anlegen lässt, alte Tradition zu wahren und zu pflegen. Ein Beispiel dafür ist die Generalversammlung, welche seit 1909 alljährlich am Fastnachtdienstag abgehalten wird. Aber blenden wir nochmals zurück in das Jahr 1908. Ist es doch das Jahr, in welchem auch die Fahne des Vereins gekauft und seither in hohen Ehren gehalten worden ist. Mit der Zunahme der Mitglieder war es auch möglich, eine Theatergruppe zu bilden, und schon am ersten Abend ihres Auftretens, wo drei kurze Theaterstücke zur Aufführung kamen, konnte die Millinger Bevölkerung zu ihrer Freude feststellen, mit dem Schützenverein auch eine Theatergruppe zu haben, welche es sich zur Aufgabe machte, nicht nur dem Schießsport zu dienen, sondern auch Kulturgut in die Bevölkerung zu tragen. Damit war der Kontakt zur ganzen Bevölkerung geschaffen, was sich auch in der ständigen Steigerung der Mitgliederzahl bemerkbar machte. Wenn man heute Erlebniszeugen von damals erzählen hört, kann man nur mit Hochachtung von diesen Männern sprechen, die es verstanden haben, ein Band der Treue und Kameradschaft zwischen Bevölkerung und Verein zu schaffen, was unsere Ehrenmitglieder und Altersjubilare mit Stolz erfüllt. Leider waren die Jahre dieser erfolgreichen Vereinsarbeit aber gezählt, und die ersten Wolken zeigten sich am Himmel, welche den kommenden ersten Weltkrieg anzeigten und damit zwangsläufig auch die Vereinsarbeit zum Erliegen brachten. Der Verein lebte aber weiter und am 21. Dezember 1919 wurde die erste große Versammlung nach dem großen Krieg einberufen. Und wieder waren die Schützenkameraden da, und setzten ihr erfolgreich begonnenes Wirken fort. Heinrich Rosin und Gerhard Weyhofen waren es, die die Aufgabe übernahmen. Hader und Zwietracht, welche ein Krieg mit sich bringen, zu überwinden und die alte Liebe zum Schießsport und Kameradschaftspflege wieder herzustellen. Hier war der Anfang sehr schwer, galt es jedoch, viele Schwierigkeiten zu überwinden. "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg", sagt ein  Sprichwort und im Jahre 1920 wurde wieder ein Schützenfest mit Königsschießen veranstaltet. Leider machte ein Verbot der Siegermächte ein Schießen mit Gewehren unmöglich und man kam auf den Gedanken, de König durch Werfen mit Kugeln zu ermitteln. Theodor Kremer war es gelungen, den Königswurf zu machen und er nahm sich Frl. Nepicks zur Königin.    
         
Damit begann der dritte Abschnitt in der Entwicklung des Schützenvereins, welcher seinen Gleichklang aber auch nur 13 Jahre beibehalten konnte. Hervorgerufen durch politische und wirtschaftliche Wirrnisse war es der Hitlerpartei gelungen, an die für unsere heutige Generation so verhängnisvolle Macht zu kommen. Durch den schädlichen Missbrauch dieser Macht wurde auch alles Vereinsleben gleichgeschaltet oder gänzlich untersagt. Leider blieb dem Bürgerschützenverein das Schicksal der Gleichschaltung nicht erspart und infolge eines erneuten Weltkrieges erstarb wieder alles Vereinsleben.    
         
Wenn man heute vom Wiederbeginn im Jahre 1951 schreiben will, muss man daran erinnern, dass durch einen Versammlungsbeschluss am 6. Juni 1925 ein Vereinslokalwechsel nötig wurde, der Verein war zum Restaurant "Zum Bienenhaus" umgezogen. Besondere Umstände machten es aber 1951 nötig, im "Gasthof zum Bahnhof" wieder zu beginnen. Hier war es der alte Präsident Karl Meiers, welcher den derzeitigen Stellvertreter Hermann Telinde bat, den Wiederbeginn in die Wege zu leiten, da es ihm infolge von Krankheit nicht möglich war, sich an die Spitze des Vereins zu stellen. Aber wie in den vergangenen 85 Jahren haben sich auch im Jahre 1951, nachdem die Genehmigung zur Wiedereröffnung des Vereins erteilt war, Männer gefunden, welche den Neubeginn wagten. Ein Band der Treue und Kameradschaft, das Jahrzehnte überdauerte, konnte nicht zerrissen sein, und wie es sich zeigte, war es auch nicht zerrissen. Am 25 September 1951 setzten sich 8 Mitglieder, es waren Hermann Telinde, Lambert Peerenboom, Hermann Kremer; Leo Diebels, Johann Theussen, Theodor Winnekens, Gerhard Spandick und Martin Folkerts zusammen und begannen abermals von vorn. In feierlicher Form wurde die Vereinsfahne zum neuen Vereinslokal gebracht. Es ist und bleibt ein ganz besonderer Verdienst unseres Präsidenten Hermann Telinde und des Schriftführers Martin Folkerts, dass sie den Mut aufbrachten, die Genehmigung zur Wiedereröffnung des Vereins zu erwirken. Alte, von unseren Vätern und Großvätern vererbte Tradition darf nicht sterben, waren ihre Leitgedanken und die Zeit hat ihnen Recht gegeben; der Verein blühte wieder auf und es war uns zwar vergönnt 1963 unser 100jähriges Jubelfest zu feiern.    
         
Worte zur 100 Jahre Bürgerschützenverein Millingen "Jubelfeier"    
         
Das Jubelfest zum 100jährigen Bestehen des Bürgerschützenvereins Millingen 1863 e.V. war von Erfolg gekrönt. Nahm doch die ganze Bürgerschaft regen Anteil.    
         
Am 20. Juli 1963 wurde in der Versammlung beschlossen, das bis zum 100jährigen Bestehen geführte Protokollbuch abzuschließen und mit den chronologischen Eintragungen ins neue Protokollbuch das zweite Jahrhundert Vereinsgeschichte zu schreiben.    
         
Der Schriftführer Martin Folkerts begann die Eintragungen mit folgenden Worten: Dieses Buch soll das 2. Jahrhundert Vereinsgeschichte zur Einsicht für die späteren Generationen festhalten. In den nun vergangenen 39 Jahren wurden gewissenhafte Eintragungen gemacht, die alle Aktivitäten und Geschehnisse erschöpfend beschreiben. Aus den vorhandenen Protokollbüchern ist zu lesen, dass Martin Folkerts mit den ersten Eintragungen am 25.09.1951 begann. Seinen letzten Bericht schrieb er am 05.09.1968.    
         
Am 02.03.1965 legte Präsident Hermann Telinde das Amt des Vorsitzenden mit der Bitte nieder, einen jüngeren Nachfolger das Amt übergeben zu dürfen. Hermann Telinde wurde von der Versammlung zum Ehrenpräsidenten ernannt und blieb weiterhin mit seiner Kraft dem Verein erhalten.    
         
Nachfolger wurde Heinz Peerenboom, der das Amt aus Gesundheitsgründen im Jahr 1971 an Ernst Otto sen. übergab. Im Jahre 1975 wurde Fritz Spandick zum Präsidenten gewählt. Er hatte das Amt des Schriftführers inne, das der langjährige Vorgänger Martin Folkerts damals aus Altersgründen niederlegte. Zum Nachfolger als Schriftführer wurde Theo Windhuis gewählt.    
         
Unser Bürgerschützenverein versteht sich in erster Linie als Schützenverein. Das Nikolausschießen wurde 1966 eingeführt und fand guten Anklang in den Reihen der Schützen und Angehörigen.    
         
Die Jugendarbeit wurde ganz besonders gefördert. 1971 wurde das Prinzenschießen ins Leben gerufen, der erste Prinz war K.-H. Diebels.    
         
Das Ostereierschießen, zum ersten mal 1972 veranstaltet, fand wiederum großen Anklang, und auch die Abschlussfeste sind stets geprägt von hervorragenden Schützenkameradschaftsgeist.    
         
Erstes Ostereierschießen 1972    
         
1972 brachte eine weiterer Beschluss eine Änderung im Kirmesablauf    
         
Das bisher am Kirmesmontag stattfindende Königsschießen wurde auf den Kirmessonntag vorverlegt. Der Kirmesmontag ist somit frei für einen ausgedehnten Früh- und Dämmerschoppen. Von der Millinger Bevölkerung wurde diese Änderung positiv angenommen.    
         
Die vorgenannten Schießwettbewerbe - Ostereier- und Nicolausschießen - fanden bisher im Saale Gödecke statt. Die stets steigende Anzahl der Teilnehmer verlangte eine andere Lösung. 1979 wurde beschlossen, eine Luftgewehr- und einen KK-Schießstand zu bauen. Beide Schießstände wurden am 1. Mai 1980 eingeweiht. Die Stadtverwaltung Rheinberg beteiligte sich zur Hälfte an den Kosten, die Arbeiten wurden von den Vereinsmitgliedern ausgeführt.    
         
Bau des Luftgewehrstandes    
         
Kein Schütze hatte an eine Veränderung des KK-Schießstandortes gedacht. Der Eigentümer des Vereinslokales mußte für seine Gebäudeerweiterung im gewerblichen Bereich den Platz verplanen. Im Jahr 1986 wurde ein neuer KK-Schießstand zwischen den Kegelbahnen gebaut und eingeweiht. Der Veranlasser wurde zur Finanzierung herangezogen. Die Schützen haben abermals bereitwillig die Ausführungsarbeiten übernommen. Allen Akteuren sei an dieser Stelle herzlichst gedankt.    
         
Bau des neuen KK-Schießstandes 1986    
         
Die vielen Schießaktivitäten im Bürgerschützenverein geben Zeugnis davon, dass die eigentlichen Aufgaben des Vereins zeitgemäß erfüllt werden: Kameradschaft pflegen, sich üben im Schießen, Geselligkeit pflegen und die Tradition wahren.    
         
Der Bürgerschützenverein hat zur Wahrung seiner Aufsichtspflicht im Schießbetrieb und für den geschäftlichen Bereich im Jahr 1975 die Eintragung als Verein erwirkt. Die Statuten wurden geändert, die offizielle Bezeichnung - Bürgerschützenverein e.V. Millingen von 1863 - wurde festgelegt.    
         
Im Jahr 1982 wechselte unser Vereinslokal den Besitzer, das heißt, die Geschwister Gödeke - Enkel des ersten Vereinswirtes August Gödecke - veräußerten den gesamten Besitz an Herrn Theodor Noy.    
         
Seit dieser Zeit haben die Pächter mehrmals gewechselt, der Bürgerschützenverein hat dabei keinen Schaden genommen. Hier muss erwähnt werden, dass es dem Vorstand immer wieder gelungen ist, mit dem jeweiligen Pächter gute Bedingungen für den Verein zu erreichen.    
         
Das Jahr 1982 brachte eine vereinsgeschichtliche Wende. Mit der St.-Ulrich-Bruderschaft Millingen wurde die Vereinbarung getroffen, dass das Schützenfest gemeinsam gefeiert wird. Jedes zweite Jahr feiert jeweils der Bürgerschützenverein oder die St.-Ulrich-Bruderschaft.    
         
Während des Kirmesdienstags zeigt der nicht feiernde Verein keine Aktivitäten. Die vergangenen Schützenfeste haben eine noch nie gezeigte Harmonie unter den beiden Vereinen gebracht, die Bürgerschützenfeste sind zu einem wahren Bürgerfest für alle an einem Ort gewachsen.    
         
In diesem Jahr wurde rechtzeitig folgende Vereinbarung zwischen dem Bürgerschützenverein und der St.-Ulrich-Bruderschaft getroffen und auch damit begonnen: Während ein Verein das Schützenfest gestaltet, hat der andere Verein daran teilzunehmen, besonders beim Umzug durch den Ort und bei den Festbällen.    
         
Für die beiden Vereine haben der Präsident Fritz Spandick und der Brudermeister Gerhard Diebels einen neuen Vereinsgeschichtsabschnitt geschrieben.    
         
Neues, Zeitgemäßes und das Miteinander im Kirmesschützenfestablauf ist erreicht, hat es doch über eine lange Zeit die Herzen und Gemüter der Schützen und Bürger bewegt. Schranken wurden geöffnet, formales Unüberwindliches ist überwunden, die nächsten Schritte sind eingeleitet.    
         
Auf der Jahreshauptversammlung am 16. Februar 1988 wurde mit großer Mehrheit beschlossen, dass erstmalig im Jubiläumsjahr der Bürgerschützenverein und die St.-Ulrich-Bruderschaft das Preisschießen gemeinsam veranstalten.    
         
Die nun erreichte Gemeinsamkeit mit der St.-Ulrich-Bruderschaft gibt Zeugnis davon, dass sich beide Vereine der Aufgaben in unserem "Millingen" bewusst geworden sind. Nach de Motto, die Kirmes, das Schützenfest ist für alle Bürger gedacht. Die Vereine übernehmen die Gestaltung und wahren somit die von den Vätern und Vorfahren ererbte Tradition.    
         
Unsere Millinger Heimat ist es wert, dass Bürgerfeste gefeiert werden, fordert jedoch alle Verantwortlichen auf, weiterhin in Eintracht in Freud und Leid den Bürgern gerecht zu werden.    
         
Von diesem Hintergrund haben wir das Bestreben, ein würdiges Fest für das 125jährige Jubiläum zu gestalten, ein Fest, das von allen Millinger Bürgern gefeiert werden kann. Der Anlass ist würdevoll genug.    
         
Worte zum 125jährige Bestehen des Bürgerschützenverein von 1863 Millingen e.V.    
         
Ein besonderer Höhepunkt im Festverlauf war, die Einweihung und Übergabe der durch Spenden von allen Mitgliedern finanzierten Hauptfahne.    
         
Die neue Fahne    
    

   
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